Bahnhof Stralsund

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Geschichte

Seit 1844 waren verschiedene Stralsunder Kaufleute darum bemüht, einen Bahnanschluss für die Hansestadt Stralsund zu erwirken. Dieses Vorhaben konnte jedoch erst 1863 verwirklicht werden. Bereits im Jahr 1844 wurde von den oben genannten Kaufleuten ein „Verein zur Erlangung einer Eisenbahn von Berlin über Neu-Strelitz nach Stralsund“ gegründet, zudem wurde eine Denkschrift heraus gegeben. In den folgenden Jahren konnten über diesen Verein erhebliche finanzielle Mittel für den Bahnanschluss gesammelt werden. Zudem wurden die Mitglieder in den folgenden Jahren auch bei den zuständigen Behörden in Berlin vorstellig um dem Vorhaben des Bahnbaus nachdruck zu verleien. Zunächst half dies jedoch nichts. Sowohl in den 1840er als auch den 1850er Jahren wurden die Vorschläge zur Errichtung einer Bahnlinie sowie eines Bahnhofes in Stralsund abgelehnt.

Erst im Jahre 1863 wurde Stralsund über eine Nebenstrecke an das Eisenbahnnetz angeschlossen. Diese Strecke zweigte von der Berlin-Stettiner-Eisenbahn ab und wurde über Prenzlau, Pasewalk, Anklam und Greifswald nach Stralsund gelegt. Die Strecke wurde am 26. Oktober 1863 feierlich eröffnet. Das erste Empfangsgebäude, welches in Stralsund errichtet wurde, hatte ganz den Festungscharakter der Stadt übernommen. So war es, zwecks einer schnellen Zerstörungsmöglichkeit, ganz aus Holz errichtet worden. Es besaß neben allen zum Betrieb erforderlichen Einrichtungen zwei Wartesäle. Die Bahnhofsanlagen selber waren einfach gehalten. So hatten die Bahnsteige keine Überdachung und sie konnte vom Empfangsgebäude aus nur durch überqueren der Gleise erreicht werden.

Bereits zu dieser Zeit gab es Bestrebungen eine Bahnlinie von Neustrelitz aus bis nach Arkona zu bauen. In diesen Plänen war bereits eine Querung des Strelasundes vorgesehen, welche jedoch erst 60 Jahre später folgen sollte. Ein Teilerfolg wurde allerdings mit der Betriebsaufnahme auf der Preußischen Nordbahn erzielt, welche am 1. Januar 1878 eröffnet wurde. Somit war Stralsund schon von zwei Richtungen aus Süden zu erreichen. Allerdings fehlte noch eine direkte Verbindung zu der Hanststadt Rostock. Das Reisen nach Rostock war bisher nur über Neubrandenburg möglich und stellte eine hohe zeitliche Belastung dar.

Die Strecke nach Rostock konnte nach nicht unerheblichem Aufwand (gerade was die Betriebsführung anbelangte) im Jahre 1888 eröffnet werden. Im gleichen Zuge wurde mit der Entfestung der Hanststadt Stralsund der Ruf nach einem neuen und zeitgemäßgen Empfangsgebäude laut. Zunächst wurde ein Entwurf der königlichen Eisenbahndirektion in Stettin erstellt. Diesem folgte dann ein neu errichteter Backsteinbau, welcher im Jahre 1905 eröffnet werden konnte. Die Bearbeitung des ausführlichen Bauentwurfs sowie die spätere Bauleitung lag unter der Oberleitung des Wirklichen Geheimen Oberbaurats Alexander Rüdell in den Händen des Landbauinspektors, späteren Prof. an der TH Braunschweig, Hans Stubbe.

In den 1930er Jahren erhielt der Stralsunder Künstler Erich Kliefert den Auftrag zur Gestaltung der Empfangshalle. Er wählte für die westliche Seite im oberen Bereich der Halle eine großformatige farbige Darstellung Stralsunds aus der Vogelperspektive und für die östliche Seite eine ebensolche Darstellung der Insel Rügen.

Der Bahnhof Stralsund wurde im Jahr 1988 zusammen mit der Strecke nach Berlin sowie Rügen elektrifiziert. Das Teilstück nach Rostock sollte ebenfalls elektrifiziert werden. Die Arbeiten dafür begannen im Jahr 1989. Aufgrund der Wende gerieten die Arbeiten zunächst ins Stocken, konnten aber im Jahre 1991 als eines der letzten Elektrfizierungsprojekte der Deutschen Reichsbahn noch abgeschlossen werden, nur die preußische Nordbahn wurde noch später, im Jahre 1993, für den elektrischen Betrieb freigegeben. Diese Strecke wurde allerdings bereits nach DB-Norm elektrifiziert. Somit war die Strecke Rostock – Stralsund die letzte Bahnstrecke, welche noch mit Fahrleitungen und Masten der deutschen Reichsbahn versehen wurde. Die Eröffnungsfahrten des elektrischen Betriebes fanden am 2. Juni 1991 mit einer Fahrzeugschau in Stralsund sowie eines Eröffnungszuges statt. Es folgen einige Bilder. Die ersten drei Bilder zeigen die Situation beim Setzen der ersten Masten. Die letzten vier Bilder zeigen die Einweihung des elektrischen Betriebes nach Rostock.

Entwicklungen nach der Wende & Besonderheiten

Das Bahnhofsgebäude sowie die Bahnsteige wurden von Anfang der 1990er Jahre komplett saniert. Der letzte Teil wurde zusammen mit der Streckensanierung von Stralsund nach Ribnitz-Damgarten West fertig gestellt. So wurden die Vorhalle komplett erneuert, die Bahnsteige (inkl. Überdachung) erneuert sowie der gesamte Bereich zwischen den Bahnsteigen und dem Bahnhofsgebäude mit einem Glasdach versehen. Auch das Bild von Erich Kliefert wurde umfassend rekonstruiert. Schlussendlich beliefen sich die Kosten auf den Umbau des Bahnhofes auf knapp 17,5 Millionen DM.

Am 25.05.2003 wurde ein ICE auf den Namen „Hansestadt Stralsund“ im Bahnhof Stralsund getauft. Zu diesem Anlass waren Mitarbeiter der Bahn und der damalige Oberbürgermeister Harald Lastovka zugegen. Zwei Jahre später feierte der Bahnhof Stralsund sein 120-jähriges bestehen. Zu diesem Anlass wurde ein buntes Programm mit vielen Veranstaltungen abgehalten. So gab es unter anderem einige Darsteller, welche sich für diesen Anlass extra in alte Reichsbahnuniformen gehüllt hatten. Desweiteren waren verschiedene Fotogalerien über den Werdegang des Bahnhofes zu sehen.

Im Jahr 2009 wurde damit begonnen, das Dach des Bahnhofes komplett zu sanieren. In diesem Zusammenhang wurden, in Abstimmung mit dem Denkmalschutz die alten Dachziegel gegen so genannte „Bieberschwänze“ ausgetauscht.

Seit der Fahrplanwechsel im Dezember 2010 heißt der Bahnhof nun auch offiziell „Stralsund Hauptbahnhof“. Bereits in den Tagen zuvor wurden die Bahnhofsschilder ausgetauscht. Im Jahr 2012 wurde der alte DB Service Point durch einen neuen DB Informationsstand ersetzt. Dies führte zu teilweise heftiger Kritik der Bevölkerung, da nun das Wandgemälde von Erich Kliefert durch den höheren Stand teilweise verdeckt wird. Nach Prüfung der Einwendungen tat sich erst einmal für ein Jahr nichts. Erst im Sommer 2013 wurde der gerade erst neu errichtete Informationsstand wieder komplett abgebaut und anschließend durch ein speziell für Stralsund angepasstes Modell ersetzt, so dass das Wandgemälde nun wieder komplett zu sehen ist.

Aufbau des Bahnhofsgebäudes

Das Empfangsgebäude von Stralsund sollte in enger Anlehnung an die Architektur der Hansestadt Stralsund errichtet werden. So wurde das Gebäude mit einem Turm neben der Eingangshalle versehen, welcher einen Bezug zu den Pfarrkirchen darstellen sollte. Die Eingangshalle selber ist 22,12 Meter lang, 9,9 Meter breit und 15 Meter hoch. Die Ein- und Ausgänge sind mit großen Glasfronten versehen. Auf der rechten Seite (von der Straße aus gesehen) befindet sich ein großes Bild der Insel Rügen und seiner Bahnstrecken (s.o.). Damals befanden sich im westlichen Bereich die Diensträume der Eisenbahner und im östlichen Bereich wurden drei (!) Wartesäle angelegt. Davon einer für die erste und einer für die zweite Klasse. Der dritte Wartesaal war ausschließlich weiblichen Fahrgästen vorbehalten. Heute befindet sich im westlichen Bereich ein Bäcker sowie ein Zeitschriftenladen. Im östlichen Bereich sind die Toiletten, der Servicepoint, sowie das Reisezentrum untergebracht.

Zunächst mussten Reisende in Richtung Rostock, welche mit den Zügen von Gleise 4 bis 6 fahren konnten, nach wie vor die Gleise überqueren. Die Gleise 1 bis 3 sind bis heute als Kopfbahnhof angelegt.

Das Bahnhofsgebäude war auf dem Gebiet der ehemaligen Viehrampe am Tribseer Damm angelegt worden. Durch das Abrücken von der Straßenflucht gewann man einen Platz, der durch Droschken und später durch die Straßenbahn sowie durch die Züge der Kleinbahn genutzt wurden. Heute befinden sich hier Kurzzeitparkplätze und ein Taxistand.

Betriebliches – Bahnbetriebswerk und Stellwerke

Der Bahnhof Stralsund besitzt sechs Bahnsteige, welche alle Überdacht sind. Zudem gibt es verschiedene Imbissbuden sowie einen kleinen Laden, für den Reisebedarf. Im Empfangsgebäude befinden sich das Reisezentrum, der Servicepoint, ein Bäcker sowie ein Buchladen (s.o.). Neben dem Personenbahnhof gab es auch einen Güterbahnhof sowie bis Mitte der 1990er Jahre noch ein großes Bahnbetriebswerk, welches sogar einen 19-ständigen Lokschuppen besaß. Das Bw hatte zuletzt 3 Schuppen mit je einer Drehscheibe. Schuppen 1 Durchmesser = 16m, Sch. 2 = 20m, Sch. 3 = 23m. Heute gibt es auf dem Gelände nur noch eine Dieseltankstelle, welche von der Deutschen Bahn genutzt wird. Diese hat allerdings nichts mit der alten Dieseltankstelle im BW zu tun. Alle anderen betriebliche Anlagen auf diesem riesigen Areal werden nicht mehr benötigt und sind dem verfall Preis gegeben. Anfang des neuen Jahrtausends wurde zudem der ehemaligen BW-Bereich durch den Bau einer neuen Brücke der Umgehungsstraße förmlich zerschnitten. Die Drehscheiben vor den Lokschuppen, sind bis auf Lokschuppen I alle verschwunden. Eine ist erst vor kurzem demontiert worden und soll nun im BW Wismar ein neues Zuhause gefunden haben.

Der Bahnhof ist nicht an das ESTW in Velgast angeschlossen und wird derzeit noch mit HL Signalen betrieben. Gesteuert werden diese durch die beiden Stellwerke B3 (Bahnhofsmitte) und SRG (Ausfahrt Richtung Greifswald – Es steuert die Einmündung der Rügenkurve und die Einfahrten aus Pasewalk und von der Nordbahn, sowie ehemals vom und zum Güterbahnhof und die hintere Bw-Einfahrt.). Das Stellwerk W4 befindet sich direkt an der Rostocker Bahnhofseinfahrt am Tribseer Damm und dient heute dem Stralsunder Modellbahnclub als Domiziel. Das alte Stellwerk W1 ist heute nicht mehr in Betrieb. Es bediente früher die Abstell- und Gütergleise im hinteren Teil des Bahnhofes, welcher heute nicht mehr benötigt wird. Zudem gab es noch ein weiteres Wärterstellwerk gegenüber vom Schuppen 1 am Abzweig nach Rügen, welches bereits 1995 abgerissen wurde. Die Bezeichnung ist mir derzeit nicht bekannt. Ob und wann der Bahnhof sein eigenes, von Berlin aus bedientes, ESTW bekommt ist zur Zeit noch offen.

Bilder der Stellwerke von Stralsund

Bahnhof Stralsund – 80er und 90er Jahre – Eine Dokumentation

Auf der folgenden Seite dokumentiert Achim Rickelt und mit Mirko Schmidt mit viel Text und Fotos die Entwicklung des Bahnhofes Stralsund am Ende der 1980 Jahre sowie das Geschehen nach der Wende.

Bildergalerien

Hier nun die Bilder vom Stralsunder Hauptbahnhof. Falls Sie über weitere Bilder vom Stralsunder Hauptbahnhof verfügen, können Sie mir diese gerne zusenden. Sie haben die Möglichkeit, die Bilder direkt hier hochzuladen oder diese alternativ an die E-Mail Adresse bilder@ostseestrecke.de zu senden. Ich freue mich immer über neue Bilder.


Aufgrund der sehr hohen Anzahl der Bilder vom Bahnhof Stralsund, gibt es für diese Rubrik eine extra Seite.

Bilder vom Zeitraum 1990 - 2000

Zeitraum von 2000 bis Heute