Werksbahnhof Poppendorf (Düngemittelwerk)

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Allgemeine Informationen

Das Düngemittelwerk liegt etwas südöstlich von Bentwisch auf dem Gebiet der Gemeinde Poppendorf. Das Werk hat einen Bahnanschluss, welcher vom Bahnhof Bentwisch abzweigt und anschließend knapp fünf Kilometer bis zum Werk führt. Dabei führt die Strecke an der Gemeinde Klein Kussewitz vorbei und kreuzt zwei Straßen. Die Kreisstraße 16 wird durch einen Bahnübergang gesichert. An der Dorfstraße des Ortes Klein-Kussewitz befindet sich zudem eine Brücke, auf welcher die Bahnstrecke über die Straße geführt wird. Die Strecke wurde im Rahmen der Streckenelektrifizierung der Deutschen Reichsbahn mit einer Einfachfahrleitung versehen, so dass die Güterzüge ohne Umspannen durchfahren konnten. Die Fahrleitung wurde am 30.05.1986 in Betrieb genommen. Entgegen vieler Spekulationen, dass der Betrieb der Fahrleitung nicht mehr wirtschaftlich sei, existiert diese nach wie vor und wird auch genutzt.

Kurze Informationen zum Werk

Das Werk wurde ab dem Jahr 1981 errichtet. Dies geschah in Zusammenarbeit mit einer französischen Firma. Grundlage für die Errichtung des Werkes war ein Regierungsabkommen zwischen der DDR und der UdSSR im Jahr 1976. Für die Errichtung des Werkes war eine große Anzahl von Arbeitern notwendig, für welche eigens in Gelbensande eine Unterkunft errichtet wurde. Das Gebäude existiert heute nicht mehr. Das Werk war bis zur Wende dem VEB Kombinat Agrochemie Piesteritz angegliedert. Nach der Wende wurde es zunächst der Hydro Agri Rostock betrieben. Heute gehört das Werk zur YARA GmbH & Co. KG.

Neben dem Produktionsstandort in Poppendorf verfügt das Werk über einen eigenen Chemiehafen mit Lagereinrichtungen für Flüssigprodukte wie Ammoniak und AHL, nicht weit vom Seehafen Rostock. Pipelines verbinden den Chemiehafen mit dem Produktionsstandort in Poppendorf.

Mehr Informationen zum Werk Poppendorf erhalten Sie auf der offizellen Internseite.

Der Werksbahnhof Poppendorf

Der eigentliche Werksbahnhof Poppendorf erstreckt sich über ein großes Areal und verfügt über umfangreiche Gleisbereiche. Dabei teilt er sich in eine Art vorgelagerten Rangierbahnhof, wo alle Züge entsprechend zusammengestellt werden. Dahinter folgt der eigentliche Werksbahnhof mit diversen Anschlüssen, wo die Wagen be- und entladen werden.

Bis kurz nach der Wende gab es noch einen Werksverkehr der Rostocker S-Bahn. Dafür wurden einige Züge von Rostock aus durchgebunden und endeten im Werksbahnhof Poppendorf. Diese S-Bahn Züge im Werksverkehr waren ab Rostock Hbf nicht öffentlich und durften nur mit einem entsprechenden Betriebsausweis genutzt werden. Im Werksbahnhof Poppendorf ist für diesen Verkehr eigens ein Inselbahnsteig errichtet worden. Dieser existiert bis heute. Die Personenbeförderung wurde Anfang der 1990er Jahre jedoch eingestellt, da diese nicht mehr rentabel und dem nun privaten Werksbetreiber zu teuer war.

Sicherungstechnik

Werksbahnhof Poppendorf

Der gesamte Werksbahnhof Poppendorf wird von dem Stellwerk B1 aus bedient. Es handelt sich um ein Gleisbildstellwerk der Bauart GS III Sp6, welches zur damaligen Zeit eines der modernsten der DDR war. Alle Weichen und Signale werden elektrisch vom Stellwerk aus bedient. Bei den Signalen handelt es sich um Lichtsignale in Form von HL-Signalen. Das Stellwerk selber ist immer noch mit einem Fahrdienstleiter besetzt, welcher zeitgleich für die Rangiertätigkeit verantwortlich ist.  Möglich ist dies durch die Speicherung von Fahrstraßen im Stellwerk. Zunächst werden die entsprechenden Fahrstraßen eingespeichert und können anschließend mit der werkseigenen Lok abgefahren werden. Danach müssen im Stellwerk wieder neue Fahrstraßen eingestellt werden. Sicherlich nicht die einfachste, wohl aber die billigste Möglichkeit, wenn es um das Sparen von Personalkosten geht.

Als Werkslok kommt dabei eine Lok der Baureihe DR V 60 mit der Fabriknummer LEW 16534 zum Einsatz. Diese wurde ursprünglich an den VEB Filmfabrik Wolfen geliefert und kam im Jahr 1983 nach Poppendorf, wo sie noch immer im Einsatz ist.

Strecke

An der Strecke von Bentwisch bis zum Düngemittelwerk (welche betrieblich gesehen nur ein Nebengleis des Bahnhofes Bentwisch ist) befinden sich ein Bahnübergang sowie eine Brücke. Der Bahnübergang war früher mit Andreaskreuzen mit Blinklicht der Bauart WSSB gesichert, Schranken gab es aber nicht. Mittlerweile ist der Bahnübergang entsprechend den gesetztlichen Vorgaben umgerüstet worden. Allerdings wurde dabei die alte Technik lediglich angepasst. Bilder gibt es dazu unten. Ebenfalls befindet sich in der Nähe der Ortschaft Klein-Kussewitz (Straße von Klein-Kussewitz nach Volkenshagen) eine Bahnbrücke. Interessant ist, das diese eigens für die Werkbahn errichtet wurde und auf einen wohl kostengünstigeren Bahnübergang verzichtet worden ist.

Noch eine Anekdote aus vergangener Zeit

Aufgrund der Tatsache, dass der Personenbahnhof nicht öffentlich war, war es hier möglich auch einmal Dinge zu tun, welche sonst in der DDR für großes Aufsehen gesorgt hätten. So gab es hier einen Kollegen, welcher bereits im Jahr 1988 gerne mal Radio Schleswig-Holstein über die Bahnhofslautsprecher abgespielt hat. Welche Konsequenzen dies genau nach sich gezogen hat, ist indes nicht überliefert.

Bildergalerie:
An dieser Stelle finden Sie das Bildmaterial vom Werksbahnhof Poppendorf sowie der Strecke. Die Bilder beschreiben sowohl die Sicherungstechnik an der Strecke als auch den Werksbahnhof. Geordnet sind die Bilder entsprechend dem Streckenverlauf vom Anschluss in Bentwisch bis zum Werksbahnhof in Poppendorf. Wenn Sie weitere Bilder zur Verfügung stellen wollen, würde ich mich darüber sehr freuen. Nutzen Sie dazu einfach das Kontaktformular.