Bahnhof Warnemünde Werft

Lagebeschreibung

Der heutige Haltepunkt und ehemalige Bahnhof Warnemünde Werft liegt an der südlichen Grenze des Seebades Warnemünde. Der Bahnhof trennt das Gemeindegebiet Warnemünde von den Anlagen der Warnow-Werft, welche östlich neben dem Bahnhof befindet. Wie der Name des Bahnhofes schon sagt, begründet die Werft auch die Bedeutung von ebendiesen. Allerdings wurde der Bahnhof nicht erst mit der Werft errichtet, sondern stellte früher den Endbahnhof an der Strecke von Rostock nach Warnemünde dar. Der Bahnhof dient als Umsteigepunkt zwischen der S-Bahn sowie dem Busverkehr der Rostocker Straßenbahn AG.

Geschichte vom Bahnhof Warnemünde Werft

Anfang als Bahnhof Warnemünde

Der Bahnhof Warnemünde Werft wurde, zusammen mit der Bahnstrecke von Rostock nach Warnemünde, am 01. Juli 1886 eröffnet. Federführend beim Bau und Betrieb waren zunächst die Eisenbahn- und Dampfschifffahrts-Aktiengesellschaft Deutsch-Nordischer-Lloyd. Dieser Streckenteil gehörte zur, von Rostock nach Neustrelitz führenden, Lloydbahn und stellte damit eine wichtige Verbindung nach Berlin dar. Der Bahnhof war zunächst nicht als Werftbahnhof ausgelegt, sondern war der reguläre Endbahnhof der Ortschaft Warenmünde. Errichtet wurde hier ein, quer zur Strecke stehendes, Empfangsgebäude, in dessen Vorfeld die Gleise an einer Drehscheibe endeten.

Des weiteren verfügte der Bahnhof über einige Nebengleise sowie eine Ladestraße mit Rampe und Güterschuppen. Östlich neben dem Empfangsgebäude befanden sich die Bahnsteige sowie die Zuwegung zur Anlegestelle der Postdampfer, so dass die Umsteigezeiten kurz gehalten werden konnten. Einen direkten Trajektverkehr mit Eisenbahnfähren bzw. Verladung von Waggons gab es indes noch nicht, obgleich bereits Platz für eine entsprechende Trajektanlage vorgehalten wurde.

Umbau zum Güterbahnhof

Zwischen den Jahren 1900 und 1903 wurden Anlagen des Bahnhofes umgebaut. Damit einher ging die Verlagerung des Personenbahnhofes ca. einen Kilometer weiter nach Norden. (siehe Bahnhof Warnemünde). Der Bahnhof wurde nunmehr nicht mehr als Personen-, sondern als Güterbahnhof genutzt. Das Empfangsgebäude blieb erhalten und war weiterhin bewohnt. Um die Streckenverlängerung in Richtung Ostsee vornehmen zu können, wurde das Gebäude mit eine Durchbruch versehen, durch welchen die beiden Streckengleise gelegt wurden.

Nutzung als Werftbahnhof

Mit der Gründung des VEB Warnowwerft Warnemünde am 01. August 1948 bestand alsbald die Notwendigkeit, hier auch wieder Züge für den Berufsverkehr durch die Werftarbeiter halten zu lassen. Im Jahr 1949 errichtete man daher am Gleis 1 einen neuen Bahnsteig, welcher einfachsten Ansprüchen genügte und über eine direkte Zuwegung zum Werftgelände verfügte. Der Haltepunkt war zu dieser Zeit zunächst nicht öffentlich. Die Zuwegung zur Werft war mit einem Tor verschlossen, welches nur bei bestimmten Zugfahrten geöffnet wurde.

Die Warnowwerft entwickelte sich in den folgenden Jahren zur größten Schiffswerft in der DDR. Damit einher ging zum einen hohe Anzahl von Menschen, welche den Haltepunkt täglich nutzten, zum anderen auch die große Anzahl an Material, mit welchem die Werft beliefert werden musste. Die Anlagen des Güterbahnhofes wurden daher entsprechend angepasst und erweitert. Ab 1960 war der Haltepunkt dann auch der allgemeinen Öffentlichkeit zugänglich und konnte regulär zum Ein- und Aussteigen genutzt werden. Die Zughalte blieben jedoch auch weiterhin auf den Berufsverkehr beschränkt.

Um das Wohngebiet in der Rostocker Straße besser anbinden zu können, wurde auf Drängen der Warnowwerft im Jahr 1972 zwischen der Werft und dem Wohngebiet eine Fußgängerbrücke errichtet, welche das kreuzungsfreie Passieren der Bahnstrecke ermöglichte. Die Warnowwerft verfügte überdies über einen eigenen Werksanschluss, welcher bis heute über das Reststück des ehemaligen Gleises nach Schmarl zu erreichen ist.

Elektrifizierung und Nachwendezeit

Im Jahr 1985 stand auch im Bahnhof Warnemünde Werft die Elektrifizierung an. Da die Höhe der Tunnel durch das ehemalige Empfangsgebäude nicht ausreichten, müsste ein Teil des Gebäudes in Rahmen der Arbeiten abgerissen werden. Zu dieser Zeit war herrschte reger Betrieb am Haltepunkt und Rangierbahnhof, da die Werft auf dem Höhepunkt ihrer Produktion angelangt war.

Nach der Wende änderte sich dieses Bild zunächst nur langsam. Insbesondere in den ersten Jahren wechselten viele Werftarbeiter von der Rostocker Neptunwerft auf die Warnowwerft. Im Jahr 1992 wurde die, aus dem VEB gegründete Warnowwerft Warnemünde GmbH von der Treuhandanstalt an den Kvaerner ASA Konzern verkauft, fortan wurde die Werft unter dem Namen Kvaerner Warnow Werft GmbH geführt. Der Konzern sanierte die Werft in den folgenden Jahren von Grund auf, so dass ab dem Jahr 1996 ein hochmoderner Produktionsstandort zur Verfügung stand. Damit einher gingen auch eine größere Technisierung und Abbau von Personal. Auch der Güterverkehr von und zur Werft ist in diesen Jahren stets rückläufig gewesen und wurde schlussendlich ganz eingestellt. Bis heute stehen auf dem Gelände allerdings einige verwaiste Güterwagen rum. Leider ist die Zukunft der Werft heute ungewiss. Seit dem Jahr 2002 gab es diverse Betreiberwechsel (Aker, Wadan, Nordic Yards). Im März 2016 wurden die Werft, zusammen mit der Wismarer Werft sowie der Volkswerft in Stralsund von der Genting Group übernommen. Es bleibt abzuwarten, was die Zukunft hier bringt.

In den 1990er Jahren veränderte sich am Personenhaltepunkt nicht viel. Die Lampen erhielten neue Schirme und die Beschilderung wurde nach und nach den neuen Gegebenheiten (und Farbschemen) angeglichen. Einige Gleise des Güterbahnhofes wurden Anfang der 1990er Jahre entfernt. Das Brachland wurde später als Parkplatz genutzt.

Durch den Abbau von Personal sowie die Insolvenz des Betreibers Wadan im Jahr 2009 ist die Zahl der Reisenden in den vergangen Jahren gesunken, so dass ein alternatives Nutzungskonzept des Bahnhofes immer mehr im Raum stand. Bereits zu DDR-Zeiten hatte es Umbaupläne für den Bahnhof gegeben, welche jedoch nie ausgeführt worden sind.

Umbau des Haltepunktes Warnemünde Werft ab 2010

Zwischen den Jahren 2010 und 2012 erfolgte schließlich der Umbau zum heutigen Haltepunkt. Die gesamten Anlagen des Güterbahnhofe sind dabei entfernt worden. Dies ist in soweit bemerkenswert, als dass in den Jahren 2007 und 2008 noch groß in der Zeitung von der Reaktivierung einiger Anlagen berichtet wurde. In dieser Zeit wurden sogar alte Rangiergleise wieder freigelegt und instand gesetzt. Der Anschluss zur Werft und anderen ortsansässigen Betrieben ist allerdings erhalten geblieben. So wurde am linken Streckengleis Richtung Rostock eine neue Weiche integriert.

Die neuen Anlagen wurden in Form von zwei Bahnsteigen angelelgt, welche mittels einen Tunnels miteinander verbunden sind. Der Mittelbahnsteig mit Zugang von der alten Brücke ist damit komplett weggefallen. Die Brücke wurde im Rahmen der Umbauarbeiten im Jahr 2011 abgerissen. Dem Gesamtbild des Bahnhofes hat dieser Abriss allerdings gut getan. Der Tunnel selbst wurde mit zahlreichen themenbezogenen Graffitimotiven gestaltet. Verantwortlich für diese Gestaltung war die Künstlergruppe ARTunique, welche sich große Mühe bei der Umsetzung gegeben hat. Die Reste des alten Empfangsgebäudes am Nordkopf des Haltepunktes wurden zwischen den Jahren 2008 und 2010 abgerissen.

Der Haltepunkt wurde im Rahmen der Umgestaltung besser in das städtische Nahverkehrsnetz eingebunden und ist komplett barrierefrei ausgeführt. Zwischen Oktober 2015 und April 2016 stellte der Bahnhof zudem den Endbpunkt der Strecke dar, da am Stromgraben nach Warnemünde umfangreiche Sanierungsarbeiten durchgeführt werden mussten und der eigentliche Endbahnhof daher nicht angefahren werden konnte. Einen richtigen Schienenersatzverkehr bot die Deutsche Bahn dabei nicht an, jedoch konnten die Stadtbusse bis zum Zentrum in Warnemünde genutzt werden. Alternativ blieb auch die Möglichkeit, die restliche Strecke zu Fuß zu bewältigen.

Sicherungstechnik vom Bahnhof Warnemünde Werft

Der Bahnhof verfügte ursprünglich über zwei mechanische Stellwerke der Bauart Stahmer. Ein Weichenwärterstellwerk (W1) sowie ein Befehlsstellwerk, welches im Empfangsgebäude untergebracht war. Seit dem Jahr 1989 wird der Bahnhof vom Stellwerk des Bahnhofes Warnemünde mit bedient. Dieses Stellwerk steuert alle Signale zwischen Warnemünde bis Lütten-Klein und hat die Bauform Gs III Sp 68. Das Stellwerk W1 stand am südlichen Kopf des Bahnhofes, am Reststück des Gleises nach Schmarl. Das Gebäude wurde auch nach Außerdienststellung des Stellwerkes noch von der Bahn genutzt, ist jedoch ebenfalls mit dem Umbau zum Haltepunkt abgerissen worden.

Quellen:

Großmann, Warnemünde, Bahnhöfe A-Z, Blatt 5, Loseblattsammlung, Geramond Verlag
Schultz/Temmen, Die S-Bahn Rostock-Warnemünde, Verlag Kenning, ISBN 3-933613-69-8
Schultz/Temmen, S-Bahn Rostock, Verlag Bernd Neddermeyer, ISBN 978-3-941712-39-3

Bildergalerien

Hier nun die Bilder vom Bahnhof Warnemünde Werft. Falls Sie über weitere Bilder vom Bahnhof Warnemünde Werft verfügen, können Sie mir diese gerne zusenden. Sie haben die Möglichkeit, die Bilder direkt hier hochzuladen oder diese alternativ an die E-Mail Adresse bilder@ostseestrecke.de zu senden. Ich freue mich immer über neue Bilder.

Aktuelle Bilder vom Haltepunkt Warnemünde Werft

Alte Bilder vom Bahnhof Warnemünde Werft