Bahnhof Ribnitz-Damgarten Ost

Lagebeschreibung

Ribnitz-Damgarten ist die größte Stadt zwischen Rostock und Stralsund. Die Stadt besitzt zudem zwei Bahnhöfe, dies ist vor allem dem Umstand geschuldet, das sowohl Ribnitz als auch Damgarten früher zwei eigenständige Städte waren. Erst im Jahr 1950 wurden beide Städte zwangsvereinigt. Ribnitz lag auf dem Territorium Mecklenburg-Schwerin und Damgarten in der Provinz Pommern. Über die Recknitz (Fluss zwischen Ribnitz und Damgarten) verlief die Grenze. Der kleine Bahnhof Damgarten liegt etwas abseits vom Stadtteil an der südlichen Stadtgrenze an der Straße in Richtung Richtenberg. Er gehört zur Bahnhofskategorie 6 der Deutschen Bahn.

Geschichte und Betrieb vom Bahnhof Ribnitz-Damgarten Ost

Der Bahnhof Ribnitz-Damgarten Ost wurde im Jahr 1886 im Zuge des Streckenbaus zwischen Rostock und Stralsund errichtet. Zunächst gab es hier den normalspurigen Bahnhof. Die Kleinbahn, welche von Damgarten über Saal und Hermannshof nach Barth führte, wurde knapp 10 Jahre später errichtet und am 04.05.1895 in Betrieb genommen.

Von der Entwicklung des Bahnhofes, Angefangen von der Errichtung bis zum Ende des zweiten Weltkrieges, ist leider nicht viel bekannt. Auch beim Kleinbahnhof verhält es sich ähnlich. Da durch die Kleinbahn der Damgartener Hafen erschlossen und so die Güter direkt per Bahn bis zum Staatsbahnhof transportiert werden konnte, war diese für die Stadt von besonderem Interesse. So gab es hier nach Überlieferungen auch immer eine rege Verladetätigkeit.  Laut Aussage von einigen Zeitzeugen, sollen hier auch direkt Züge zwischen dem Staatsbahnhof Damgarten und dem Bahnhof Damgarten Hafen gefahren sein, welche Güter von und zum Hafen transportierten.

Die Anlagen der Kleinbahn lagen direkt nördlich neben dem Staatsbahnhof. Die Kleinbahn verfügte über ein separates Empfangsgebäude, einen Lokschuppen, sowie eine Rollbockrampe, auf welcher normalspurige Güterwagen auf die Kleinbahnwagen aufgebockt werden konnten.

Güterverkehr existierte neben der Verbindung zum Hafen auch in Richtung des Flugplatzes in Pütnitz. Dieser wurde Anfang der 1940er Jahre von den Nationalsoziallisten errichtet um hier entsprechende Flugzeuge der Deutschen Luftwaffe einsetzten zu können. Dazu wurde ein Anschlussgleis östlich des Bahnhofes Damgarten errichtet, welches in Richtung des Flugplatzes einmal um den gesamten Ort Damgarten führte.  Auch nach dem zweiten Weltkrieg wurde diese Verbindung zur Versorgung der sowjetischen Truppen, welche nun auf dem Flugplatz Pütnitz stationiert waren, genutzt.

Im Jahr 1961 war durch den Rat des Bezirkes Rostock geplant worden, den Bahnhof Damgarten umfassend auszubauen. Dies betraf sowohl den Güter- als auch den Reiseverkehr. Letzteres ist in soweit Bemerkenswert, als dass die meisten Einwohner der Stadt Ribnitz-Damgarten im Stadtteil Ribnitz leben und

gelebt haben. Dennoch sei an dieser Stelle bemerkt, dass der Stadtteil Damgarten zu DDR Zeiten eine wesentlich höhere Bedeutung als heute besessen hat. Unter anderem war geplant, das Empfangsgebäude zu vergrößern und mit einem Neubau für die Mitropa zu versehen. Auch die Gleisanlagen sollten ausgebaut und in Richtung Stralsund eine Übergabegruppe errichtet werden. Hier sollte dann auch das Streckengleis nach Pütnitz abzweigen.

Es ist allerdings nur noch zu kleineren Umbauten gekommen. Nachdem die Schmalspurbahn am 29. Mai 1965 stillgelegt worden war und die Gleise abgebaut wurden, wurde alsbald das nördliche Gelände der Kleinbahn zur Erweiterung der bisherigen Normalspuranlagen genutzt. So wurde hier ein Anschlussgleis für das Agro-Chemische-Zentrum (ACZ) Damgarten errichtet. Neben dem ACZ wurde noch eine Lederwarenfabrik beliefert, welche aber selbst über keinen Gleisanschluss verfügte.

Wendejahre, Elektrifizierung und Umbau

Nach der Wende wurde es ruhig im Bahnhof Ribnitz-Damgarten Ost. Der Güterverkehr brach sehr schnell weg, so dass er nach Aussage von Eisenbahnern bereits im Jahr 1992 nicht mehr nennenswert gewesen sein soll. Es fanden zwar noch Übergabefahrten statt, diese waren jedoch nicht mehr mit den Leistungen vor der Wende zu vergleichen. In späteren Jahren wurden die Ladegleise nur noch als Abstellplatz für schadhafte Wagen genutzt.

Direkt nach der Wende wurde der Bahnhof im Rahmen der Streckenelektrifizierung bei der Deutschen Reichsbahn mit einer Oberleitung versehen. Zeitgleich ist auch das Streckengleis sowie die Signaltechnik erneuert worden. Es erfolgte eine Umstellung der Formsignale auf Hl-Signale.

In den 1990er Jahren gab es kaum mehr Neuerungen oder Änderungen am Bahnhof. Lediglich neue Stationsschilder hat der Bahnhof noch erhalten. Aber auch eine bautechnische Kuriosität soll hier nicht unerwähnt bleiben.  Im Januar 1998 (also ein halbes Jahr vor dem Totalumbau!) wurden alle Weichen im Bahnhof noch mit einer komplett neuen Weichenheizung ausgestattet. Diese verrichtete dann ganze zwei Monate ihren Dienst, um dann mit allen Anlagen im Herbst 1998 wieder verschrottet zu werden.

Nachdem die Planungen für die Sanierung des Streckenabschnittes Ribnitz-Damgarten West – Stralsund im Rahmen des Verkehrsprojektes „Deutsche Einheit Nr. 1“ abgeschlossen werden konnten, wurde am 18. Mai 1998 mit den vorbereitenden Arbeiten begonnen. Die Totalsperrung der Strecke erfolgte am 27. September 1998. Bereits am nächsten Tag wurde (wie Fotos aus Velgast belegen) mit dem Abbau aller Anlagen begonnen. So kann davon ausgegangen werden, dass bereits am ersten Tag der Sperrung die Fahrleitung und auch die Signale im Bahnhof demontiert worden sind. Die Eisenbahner sind allerdings noch einige Zeit in Damgarten verblieben um die Zugfahrten der Bauzüge zu sichern bzw. die verbliebenen Weichen zu stellen. Erst nachdem alle Schienen abgebaut waren, kehrte in den Stellwerksräumen des Empfangsgebäudes Ruhe ein.

Eine kurze Nutzung erfuhren die Räume nochmals im Jahr 1999 zwischen den Monaten Juni und September. Das Stellwerk in Velgast war noch nicht fertig gestellt, die Oberleitung stromlos und auch die Technik am Damgartener Übergang funktionierte noch nicht. So wurde in Damgarten eine provisorische Blockstelle eingerichtet, welche über alte Hl Signale verfügte. Zudem musste das hier nun in einem Container (andere Quellen sprechen von den alten Stellwerksräumen) ansässige Personal auch den Bahnübergang via Bauampel und Flatterband sichern.  Nachdem das Stellwerk in Velgast im September 1999 seinen Betrieb aufgenommen hatte, war es aber auch damit vorbei. Das Empfangsgebäude wurde daraufhin verschlossen und fristete bis zum Sommer 2016 ein trauriges Dasein.

Am 25.09.2015 wurde das Bahnhofsgebäude bei einer Auktion für 16.000 Euro mit samt anliegendem Grundstück versteigert. Nach nochmaligen Besitzerwechsel tut sich seit Sommer 2016 auch tatsächlich etwas am Gebäude. So sind mittlerweile die Fenster wieder freigelegt und werden nach und nach Aufgearbeitet. Gleichzeitig wurde das Gebäude entrümpelt und die Öfen mit samt Schornsteine beseitigt. Laut Auskunft des Bauherren sind hier nach derzeitigem Stand Ferienwohnungen geplant. Ich werde die Bautätigkeit auch in Zukunft weiter verfolgen und den Text hier dann entsprechend ergänzen.

Anlagen

Vor dem Umbau verfügte der Bahnhof über ein Durchgangsgleis, sowie ein Ausweichgleis. Zudem über mehrere Ladegleise (siehe Gleisplan) sowie einen Anschluss zum Flugplatz in Pütnitz und einen Anschluss zum ACZ Damgarten. Zudem waren alle Ausfahrtsgleise mit Schutzweichen und -gleisen versehen. Für die Reisenden gab es hier einen Außenbahnsteig auf der Seite des Empfangsgebäudes sowie einen Inselbahnsteig. Diese Bahnsteige waren mit einem Überweg auf Höhe des Empfangsgebäudes verbunden.

Das Bahnhofsgebäude verfügte neben den Räumen für den Fahrdienstleiter bis Mitte der 1990er Jahre noch über einen Fahrkartenschalter und einen kleinen Wartesaal. Auch eine Bahnhofsgaststätte hat es hier früher einmal gegeben. Im Obergeschoss befanden sich zwei Wohnungen, welche bis Anfang der 1990er Jahren noch bewohnt gewesen sind.

Der Bahnhof hat seit seinem Totalumbau sein Gesicht nicht mehr nennenswert verändert. Er verfügt nun über ein Durchgangsgleis, ein Ausweichgleis sowie zwei Außenbahnsteige, die jeweils nur über den Bahnübergang westlich des Bahnhofes erreicht werden können. Gerade wenn ein Gleiswechsel mal wieder nicht durch die Zugansage in Stralsund angesagt wird, ergeben sich hier erhebliche Probleme für die Reisenden. Sämtliche Güter- und Nebengleise wurden entfernt, allerdings steht immer noch ein Prellbock in der Nähe des Empfangsgebäudes. Der Anschluss nach Pütnitz existiert noch, ist aber vom Streckennetz abgebunden. Die Gleise führen nicht mehr in den Bahnhof, sondern enden einige Meter vor der ehemaligen Bahnhofseinfahrt in einem Erdwall, der mit dem Streckenausbau aufgeschüttet wurde.

Sicherungstechnik

Der Bahnhof wurde ursprünglich durch ein mechanisches Stellwerk der Bauart Jüdel gesichert. Die Signale waren allesamt Formsingale und auch die Weichen wurden noch mechanisch gestellt.Das Befehlsstellwerk (B2) befand sich im Vorbau des Empfangsgebäudes. Das Weichenwärterstellwerk (W1) befand sich am östlichen Bahnhofskopf in Richtung Stralsund.

Der Bahnübergang wurde zunächst durch einen Schrankenwärter gesichert. Das Wärtergebäude steht nach wie vor an der Richtenberger Straße, ist aber leider seit 2010 unbewohnt.

Im Jahr 1990 erhielt der Bahnhof im Zuge der Elektrifizierung Lichtsignale in Form von HL-Signalen. Die Weichen und Blockfreimeldungen wurden aber nach wie vor mechanisch vorgenommen. Der Bahnübergang wurde  über eine  elektrische Vollschranke (eVS63b von WSSB) gesichert, welcher vom Stellwerk aus bedient wurde. Mit diesem Umbau wurden die Aufgaben des Befehlsstellwerkes und des Weichenwärterstellwerkes zusammengelegt. Jetzt wurden die Weichen auch vom Befehlsstellwerk aus gestellt. Das überflüssig gewordene Gebäude des Weichenwärterstellwerkes wurde alsbald abgerissen.

Seit dem Umbau des Bahnhofes im Jahr 1999 verfügt dieser über Lichtsignale in Form von KS- Signalen. Die Signale und Weichen werden seit dem vom Fahrdienstleiter in Velgast bedient. Auf dem Bahnhof in Damgarten befindet sich kein Personal mehr. Neben dem Empfangsgebäude wurde ein neues Gebäude für die Technik zum Betrieb der KS-Signale errichtet. Dieses Gebäude beinhaltet neben der Streckentechnik wohl auch noch einen Notbedienplatz zur örtlichen Bedienung des Bahnhofes.

Quellen:
Großmann, Ribnitz-Damgarten, Bahnhöfe A-Z, Blatt 5, Loseblattsammlung, Geramond Verlag
Peter Falow, Die Eisenbahnstrecken „Lübeck/ Hagenow Land – Rostock – Stralsund“ -Geschichte und Gegenwart, ISBN 3-00-013735-1

Gleispläne und Bauzeichnungen

Gleispläne von 1992 und 1999 Gleisplan von 1960

Hand gezeichneter Gleisplan (Stand 11.05.1998)

Bauzeichnung vom Empfangsgebäude um 1914

Bildergalerien

Hier nun die Bilder vom Bahnhof Ribnitz-Damgarten Ost. Falls Sie über weitere Bilder vom Bahnhof Ribnitz-Damgarten Ost verfügen, können Sie mir diese gerne zusenden. Sie haben die Möglichkeit, die Bilder direkt hier hochzuladen oder diese alternativ an die E-Mail Adresse bilder@ostseestrecke.de zu senden. Ich freue mich immer über neue Bilder.

Aktueller Zustand

Zustand vor dem Umbau:

Stellwerk, Güterboden und Betriebsräume
Die folgenden Bilder zeigen den Fahrdienstleiterbereich im alten Empfangsgebäude.

Dienstwohnungen