Bahnhof Gelbensande

Lagebeschreibung

Gelbensande liegt zwischen Röverhagen und Ribnitz-Damgarten und ist ein kleiner Ort, welcher fast komplett von Wald umschlossen ist. Er teilt sich in die beiden Ortsteile Gelbensande und Willershagen auf. Genau zwischen diesen Ortsteilen liegt der Bahnhof Gelbensande. Direkt neben dem Bahnhof befindet sich zudem die Bundesstraße 105.

Geschichte vom Bahnhof Gelbensande

Vorbereitung und Bau

Bevor der Bahnhof gebaut wurde, mussten zunächst große Teile von landwirtschaftlichen Flächen abgegeben werden. So wurden im Jahr 1887 aus den Hufen  III und IV (Bezeichnung für Hof oder bäuerlicher Grundbesitz) größere Flächen zum Bau der Eisenbahnlinie abgetrennt. Am 1. Juni 1889 wurde der Bahnhof zusammen mit der Bahnstrecke eröffnet. Es wurden ein Bahnhofsgebäude, ein Wohngebäude, ein Toilettenhaus sowie ein Wartesaal für den Großherzog von Mecklenburg-Schwerin Friedrich Franz I. errichtet. Der Wartesaal wurde erforderlich, da sich in Gelbensande die Sommerresidenz des Großherzogs, das Jagdschloss Gelbensande, befand. Während die Bahnhofsgebäude im preußischen Backsteinstil errichtet wurden, orientiert sich der Großherzogliche Wartesaal eher an der Gestaltung von mecklenburgischen Bahnhöfen. Mit seiner gelben Klinkerbauweise hebt es sich stark von den roten Backsteingebäuden ab. Dies ist auch heute noch zu erkennen. Neben dem durchgehenden Hauptgleis wurde ein Ausweichgleis sowie ein Ladegleis mit samt Ladestraße errichtet.

Der Bahnhof veränderte in den folgenden Jahrzehnten sein Gesicht nur unwesentlich. Anfang der 1900er Jahre wurde das Empfangsgebäude mit einem massiven Stellwerksvorbau versehen.

DDR-Zeit

Zu DDR-Zeiten kam dem Bahnhof in zweierlei Hinsicht eine besondere Bedeutung zu. Er diente im Jahr 1962 als Filmkulisse für den Defa Film „Das verhexte Fischerdorf“ von Siegfried Hartmann. Zu sehen sind hier vor allem die Bahnsteige vom Bahnhof Gelbensande sowie der Bahnübergang an der Straße nach Willershagen. Der historische Wartesaal dient im Film als Café. Der Ort selbst wird im Film aber nicht mit Klarnamen genannt.

Zum zweiten wurden in Gelbensande aufgrund des sich hier befindlichen Jagdschlosses sowie der waldreichen Umgebung,  des öfteren auch Staatsjagden ausgerichtet. So besuchte unter anderem Walter Ulbricht im Jahr 1970 den Ort. Die An- sowie Abreise erfolgte mit dem Regierungszug. Dieser fuhr in der Regel direkt von Basdorf (Wandlitz) nach Gelbensande. Der Zug wurde dann verschlossen auf dem Ladegleis abgestellt und während der ganzen Zeit bewacht.

In den 1960er Jahren wurde ein Gleisanschluss zu einem Gelände der Nationalen Volksarmee in Schwarzenpfost errichtet. Der Verkehr hielt bis zur Wende an, danach wurden die Gleise noch eine Zeit lang zum Abstellen überzähliger Güterwagen genutzt und schließlich Anfang der 2000er Jahre abgebaut. Siehe dazu auch den Artikel: Anschluss NVA-Stützpunkt Schwarzenpfost

Der Bahnhof Gelbensande nach der Wende

Im Jahr 1991 wurde der Bahnhof Gelbensande im Zuge der Elektrifizierung der Bahnstrecke von Stralsund nach Rostock mit einer Fahrleitungsanlage ausgestattet. In diesem Zusammenhang wurde auch die Sicherungstechnik modernisiert. Die entsprechende Stellwerkstechnik für wurde in einem neuen Gebäude untergebracht, welches direkt neben dem Empfangsgebäude errichtet wurde. Vorher befand sich hier, der für die Bahnhöfe an dieser Strecke typische, Güterschuppen aus Wellblech. Das Ladegleis wurde nicht in die Oberleitungsanlage mit einbezogen, ist aber in den folgenden Jahren noch genutzt worden. Charakteristisch war zu dieser Zeit ein einzelner Güterwagen, welcher auf dem Stumpfgleis in Richtung Empfangsgebäude stand. Um das Jahr 1995 wurde das Ladegleis plötzlich entfernt, obgleich hier bis zuletzt noch Holz verladen wurde. Der Bahnhof Gelbensande dürfte damit der erste Bahnhof an der Strecke gewesen sein, der nach der Wende einen Rückbau von Gleisanlagen erfahren hat.

Ansonsten blieb der Bahnhof in den folgenden Jahren von weiteren Rückbauten verschont. Einzig das Toilettengebäude wurde Ende der 1990er Jahre abgerissen. Zum einen war es kaum mehr einladend für Reisende, zum anderen wurde an dieser Stelle ein moderner DB-Pluspunkt als Unterstand für Reisende errichtet. Die historische Bahnhofuhr, welche sich im Jahr 1998 noch am Empfangsgebäude befand, wurde wenige Jahre später ebenfalls abgebaut und soll in ein Eisenbahnmuseum verbracht worden sein. Der Fahrkartenverkauf in Gelbensande wurde zum 11.12.2003 eingestellt. Bereits vorher war dieser nur noch durch Stellwerkspersonal durchgeführt worden, was teilweise kurz vor der Abfahrt des Zuges problematisch war.

Umbauten seit dem Jahr 2007

Im Rahmen der Streckenertüchtigung in den Jahren 2007 und 2008 wurde das Ausweichgleis erneuert und in diesem Zuge auch die Schutzweichen und -gleise ausgebaut. Die noch verbliebenen zwei Weichen wurden erneuert. Gleichzeitig wurde auch der Bahnsteig 1 erneuert. Seit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2008 halten hier nun auch fast alle Züge. Bahnsteig 2 ist nach wie vor ein Kiesbahnsteig und wird nur noch von zwei Zugpaaren am Mittag genutzt. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass der Bahnhof Gelbensande im Zwei-Stunden-Takt von Regionexpress Zügen bedient wird. Zusätzlich verkehren um die Mittagszeit zwei Regionalbahnen nach Ribnitz-Damgarten. Güterverkehr gibt es bereits seit dem Rückbau des Ladegleises keinen mehr.

Das Bahnhofsgebäude selber steht zum Verkauf. Der benachbarte Großherzogliche Wartesaal wurde vor einigen Jahren von zwei Privatpersonen gekauft und in den vergangenen Jahren liebevoll restauriert. Seit Ende April 2012 betrieben die beiden hier das „Café Drei Jahreszeiten“, leider wurde es zwischenzeitlich wieder geschlossen. Es fand seine Räumlichkeiten im alten Wartesaal sowie auf einer Terrasse. Zur Ausgestaltung des Innenraumes wurden zahlreiche eisenbahnbezogene Gegenstände verwendet.

Im September 2012 wurde auf Bahnsteig 1 ein dynamischer Schriftanzeiger installiert. Mit diesem können die Reisenden unter anderem mit Informationen über Verspätungen etc. versorgt werden.

Sicherungstechnik

Im Jahr 1991 wurde die Sicherungstechnik des Bahnhofes modernisiert. Das Stellwerk selbst in den Grundzügen aber mechanisch geblieben, es handelt sich um eine Mischbauform. Die Ein- und Ausfahrtssignale des Bahnhofes sind seit dem als Lichtsignale (Hl-Signale) ausgeführt, die Weichen werden elektrisch angetrieben, der Fahrstraßenverschluss erfolgt aber nach wie vor mechanisch. Der Bahnübergang direkt am Bahnhof wird ebenfalls über das Stellwerk bedient. Dieser verfügt über eine elektronische Vollschranke (eVS63B) der Bauart WSSB, es dürfte eine der letzten Anlagen dieser Art in Mecklenburg-Vorpommern sein. Bis Anfang Dezember 2012 wurde der Bahnübergang in Altheide von Gelbensande aus fernüberwacht. Dieser verfügte über eine elektrische Halbschranke der Bauart „b“ (eHS64B), ist aber mittlerweile auf eine EBÜT Anlage von Pintsch Bamag umgebaut worden. Auf längere Sicht ist geplant, mit Fertigstellung des Elektronischen Stellwerkes in Rostock, auch den Bahnhof Gelbensande mit Ks-Signalen auszustatten.

Gleispläne

  

Hand gezeichneter Gleisplan (Stand 17.01.1999)

Bildergalerien

Hier nun die Bilder vom Bahnhof Gelbensande. Falls Sie über weitere Bilder vom Bahnhof Gelbensande verfügen, können Sie mir diese gerne zusenden. Sie haben die Möglichkeit, die Bilder direkt hier hochzuladen oder diese alternativ an die E-Mail Adresse bilder@ostseestrecke.de zu senden. Ich freue mich immer über neue Bilder.

Zustand seit 2004:

Umbau 2007

Ältere Bilder vom Bahnhof Gelbensande: